Seit 1969 spiele ich Gitarre. Seit 2019 sage ich also: Ich spiele seit über 50 Jahren Gitarre. Mit einer Frau wäre das die Goldene Hochzeit gewesen. Wenn ich mit Sieben geheiratet hätte. Habe ich aber nicht, keine Zeit, ich musste ja Gitarre üben. Eindeutig die bessere Entscheidung: Ich habe fast nur gute Erinnerungen.

Das war´s

Mein erster Akkord: E-moll. Weil man, wenn man geschickt ist, links gar nicht greifen muss dafür. Der zweite dann schon schwieriger: A-Dur. Einen Tag später: D-Dur.

Dann die Kombination A7, und danach D-Dur.

Oder noch mal langsam: A-Dur, als Dominantseptakkord, also die kleine Septime nach oben, dieses G, das irgendwo hin will, das irgendwo hin drängt, nach Erlösung strebt und sich dann auflöst in das Fis von D-Dur. Unbeschreiblich. Das war´s. Ein Erlebnis, wofür andere sehr viele Drogen brauchen. Besser geht es nicht, dachte ich. Und seitdem geht es immer besser.

1962 kam ich auf die Welt und bis ´69 erinnere ich nichts Konkretes; es war wohl alles sehr langweilig bis dahin. Irgendwo saßen noch Geschwister rum und guckten Bonanza oder so etwas. Aber so hatte ich wenigstens Zeit und Ruhe zum Üben.

Julian, Django und die anderen

Weitere gute Erinnerungen:

  • 1970 mein erster Soloauftritt zur Eröffnung der Neuen Pestalozzischule in Heidelberg: „Wenn die bunten Fahnen wehen“ und „Ich bin der Doktor Eisenbart“.
  • 1973 treffe ich im Staatstheater Darmstadt hinter der Bühne den Meister: Julian Bream. Nach zweieinhalb Stunden Solokonzert und drei Zugaben: Seine Hände zittern noch ein bisschen, so sehr ist auch er ergriffen von unserer Begegnung.
  • 1974 THE NOISEMAKERS mit ersten eigenen Texten: „Wir sind die Diebe“ und „Schrububidua“, nur eine Auswahl.
  • 1982 LE SWING inspiriert von Django Reinhardt. Konzerte in Deutschland und Frankreich; Sessions mit Mike Reinhardt, Schnuckenack Reinhardt und Titi Winterstein, Doppelkonzert mit Häns´che Weiss.
  • Und ab 1993 war ich dann mit meinem ersten Chansonprogramm unterwegs in Deutschland und in der Schweiz.

Nicht mein Leben

Hier einmal schriftlich für alle, die es schon geschrieben haben oder mich fragen wollten in nächster Zeit: Musik ist nicht mein Leben. Mein Leben ist mein Leben, mit meiner Frau, mit meinen Kindern. Mit meinem Job und Essen und Trinken und Sauna und Müll runterbringen und auf dem Sofa liegen und am Kinn kratzen. Ohne Musik wäre das alles nur etwas grauer und leiser. Und unvorstellbar.

Ein kurzes, artistisches Kabinettstückchen, das ich mir Anfang der Achtziger ausgedacht habe:

Die Fingerchen werden warm, das Gehirn passt sein Reaktionstempo an, die Ohren schärfen sich und du bekommst das perfekte Gefühl für dein Instrument. Perfekt fürs Warm up vor dem Gig und auch gut gegen Lampenfieber.

Ausserdem macht es Spass.